Heft 2003: 25 Jahr uff de Gass

Veröffentlicht von Saskia am

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Viele Raunheimer können sich noch gut daran erinnern: Bis 1978 wurde die Raunemer Kerb an der Ringstraße gefeiert: Genau dort, wo sich heute die Unterführung Ludwig-Buxbaum-Allee und das Stadtzentrum befinden. Der Neubau der Unterführung zwang die Veranstalter, sich nach einem alternativen Kerweplatz umzusehen – und so wagte man ein Experiment: Die Kerb wurde auf die Mainzer Straße, Raunheims Hauptstraße, verlegt. Marktbeschicker und Raunheimer sahen das kritisch – kann die Raunemer Kerb auf diesem Platz bestehen? Ist es da nicht viel zu eng? Geht dort überhaupt jemand hin? Oder auf raunemerisch „Ob des was werdd?” Es wurde! Die Kerb 1979 war ein unglaublicher Erfolg, und schon bald gab es keine Zweifel mehr: Das Experiment „Kerb am Sport-Casino” ist geglückt, die „vorläufige” Verlegung in die Mainzer Straße wurde zur Dauereinrichtung. Und jetzt sind es schon 25 Jahre Kerb uff de Gass!

Ein Rückblick:

1979 – Die erste Kerb der „neuen Zeitrechnung” bringt auch neue Kerweborsch! Einen gescheiterten Versuch im Jahr 1967 ausgenommen sind die jungen Leute um Kerwevadder Jean-Paul (Pauly) Völker die ersten Kerweborsch seit den 50er Jahren. Zeltbetrieb und Kerweborsch sind ein Gemeinschaftswerk der drei Großvereine Raunheims. Bürgermeister Günther Diehl reitet auf einem Pferd ins Zelt ein und stellt sich dann einem Wetttrinken mit dem Brauereigaul, bevor eine kaputte Friteuse für einen Stromausfall sorgt und die Zeltbesucher im Dunkeln sitzen. Der stattliche 20-Meter-Baum wird mit vereinten Kräften gestellt – und später von den Tell-Schützen gestohlen. Montags wartet schon Stunden vor Eröffnung der erste Gast mit einem Klappstuhl vor dem Zelt – die besten Plätze sind heiß begehrt! Der Fassanstich klappt nicht auf Anhieb und die Zeitung titelt „So schön war Raunheims Kerb lange nicht mehr!”

1980 – Den Abend der Vereine soll es in diesem Jahr zum letzten Mal geben: „nicht mehr zeitgemäß” ist die Begründung. Die Kerweborsch gehen in die zweite Runde. Die Senioren gestalten wie im Vorjahr den Frühschoppen und Bürgermeister Diehl beherrscht mittlerweile das Fassanstechen.

1981 – Den Abend der Vereine gibt es immer noch! Die Kerweborsch machen Bürgermeister Diehl zum Ehrenkerweborsch und es spielt an allen Abenden die gleiche Band „Amorados”.

1982 – Aus Geldmangel gibt es in diesem Jahr keine Kerweborsch – also wird eine Tombola veranstaltet, um einen finanziellen Grundstock für das nächste Jahr zu legen. Es wird das mangelnde Interesse der Vereine an der Kerb beklagt und man hat vergessen, für den Frühschoppen eine Band zu organisieren. Spontan erklärt sich eine „Rentner-Band” bereit, einzuspringen. Doch ohne Kerweborsch gibt es auch kein Frühschoppenprogramm! Das Muss für jeden Tanzabend in diesem Jahr: Der Ententanz!

1983 – Es gibt wieder Kerweborsch! Doch ihnen wird übel mitgespielt: Erst klauen die Handballer die Pupp vom Baum, dann entführt ein ehemaliger Kerweborsch den Hammel. Statt das Maskottchen auszulösen, beschaffen die Kerweborsch einen neuen – und haben am Ende zwei! Zum ersten Mal gibt es zum Frühschoppen kein städtisches Freibier – und prompt treffen sich die Rentner nicht mehr im Zelt.

1984 – Es gibt zum ersten Mal auch eine Kerwemudder! Der Höhepunkt der vom Dauerregen durchweichten Kerb ist die Schwanensee-Aufführung der Kerweborsch. Und es gibt zum ersten Mal offizielle Beschwerden der Anwohner über Lärm und Müll.

1985 – Wieder ist die Kerb verregnet, große Pfützen stehen vor und im Zelt, das in diesem Jahr kleiner ist als sonst. Zu klein ist es, als beim Frühschoppen das erste Wettsägen aller Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung ausgetragen wird. Günther Diehl und Rolf-Rainer Geist werden Ehrenkerweborsch und Pauly Völker zum Ehrenkerwesklaven der Kerweborsch. Er hat die Ehre, den Borsche den ganzen Abend das Bier zu bringen. Am Auto-Scooter gibt es Preise wie vor 25 Jahren – 50 Pfennig kostet eine Fahrt!

1986 – Man hat aus den Vorjahren gelernt: Es gibt wieder ein größeres Zelt und zum ersten Mal einen Holzboden. Beim Umzug laufen befreundete Kerweborsch aus fünf Nachbarstädten mit! Bürgermeister Diehl wird zum x-ten Mal Ehrenkerweborsch und beim Fassanstich springt der Hahn wieder raus! Ärger gibt es mit den Hammel-Dieben: Sie haben das arme Tier mit Lack besprüht.

1987 – Die traurigste Kerb der neuen Zeitrechnung: Keine Kerweborsch, kein Kerwezelt, kein Kerweumzug. Der Kerwebaum wird von der Kleppergard gestellt, eine Puppe gibt es nicht. Der Abend der Vereine wird nur von einem Verein bestritten und findet in der Halle des Sport-Casinos statt. Zum Frühschoppen gibt es kaum Programm, zum Tanz am Abend kommen nur wenige. Die Raunheimer mögen eben keine Saal-Kerb! Einziger Vorteil: Das Weindorf hat seinen Durchbruch.

1988 – Es finden sich keine Kerweborsch – aber es gibt wieder ein Zelt! Freiwillige aus den Vereinen schmücken den Baum in den Farben aller Vereine und sorgen für das Programm am Freitag, wo der neue Bürgermeister Herbert Haas seine erste Bewährungsprobe besteht: Der Fassanstich klappt beim ersten Versuch. Die Zeitungen schreiben von einem „furiosen Freitag”. Um das Frühschoppen-Programm kümmert sich der „Schnippeler-Karl”, der seinem Namen alle Ehre macht und den neuen Bürgermeister auf der Bühne rasiert – mit Sahne!

1989 Baby-Sitter-Boogie

1989 – Es gibt wieder neue Kerweborsch und Kerwemädels! Bei ihrer Darstellung des Baby-Sitter-Boogies steht das Zelt Kopf und die Zeitungen finden den Abend der Vereine „heftiger denn je”. Der Kerwebaum ist zu lang und schon auf dem Weg zum Festplatz bricht die Spitze in einer engen Kurve ab.

1989 Baum stellen

Egal – mit Hilfe von Handwerksmeistern, Politikern und Vereinsvorständen wird der Baum trotzdem gestellt. Montags stecken die Baby-Sitter-Kerweborsch Bürgermeister Haas in Windeln und die Magistratssitzung findet im Zelt statt – es sind alle anwesend!

1989 Baum stellen

1990 – Beim Baumstellen wird es zum ersten Mal gefährlich: Nacheinander reißen beide Seile. Bürgermeister Haas, Ordnungsamtsleiter Peter Mratschek, Gudrun Richert und die Zeltwirte Rössler werden zu Ehrenkerweborsch und –mädels. Die Kerweborsch tanzen zum Itzi-Bitzi-Teeny-Weeny und zum Frühschoppen gibt es Wurstschnappen, einen öffentlichen Friseursalon vom Schnippeler-Karl und die Zeitung schreibt von der „längsten Polonäse Raunheims”.

1991 – Für die Zeltwirte ist das Raunemer Kerwezelt nicht mehr rentabel – also nehmen die Kerweborsch und –mädels die Bewirtung selbst in die Hand und führen das Zelt in Eigenregie. Aber es bleibt noch Zeit für Tradition: Der Baum wird mit Hilfe der Kelsterbacher Kerweborsch gestellt und beim Umzug fährt ein Kerwe-Trabbi mit. Der Bürgermeister versagt beim Gickelschlagen und es gibt zum ersten Mal den Wettbewerb an der Saufmaschine. Zum Glück filmen Zuschauer die Hammelversteigerung, denn es gibt zwei Mitsteigerer, die behaupten, gewonnen zu haben. So kann der Gewinner per Video-Entscheid ermittelt werden.

1992 – Die Kerweborsch übernehmen wieder die Zeltbewirtung und sorgen für ein Riesen-Programm: Die Easy Big Band aus der italienischen Partnerstadt Trofarello spielt auf und Samstags platzt beim Auftritt der Welkebach-Group das Zelt aus allen Nähten. Die Kerweborsch führen den Schlumpftanz auf und die Kerwemädels schlagen ihre Borsche an der Saufmaschine!

1993 – Die Anwohner haben sich durchgesetzt: Die Raunemer Kerb dauert jetzt nur noch vier Tage. Der Bürgermeisterwahlkampf macht auch vor dem Kerwezelt nicht Halt und Herbert Haas muss gegen seine Konkurrentin im Erbsentrümmern antreten. Der Baum ist so schmal, dass er nur noch lächelnd „Zahnstocher” genannt wird und die Kerweborsch führen ihr Tanz-Pott-Püree auf: Ballett, Cancan, Tango, Bauchtanz und Strip reißen die Zuschauer von den Bänken.

1994 – In diesem Jahr wird zum ersten Mal der Baum Freitags gestellt und der Umzug auf Sonntag verlegt – und die Umstellung kommt an! Freitags muss sich Bürgermeister Haas beim “Herzblatt” für eine der politischen Damen Raunheims entscheiden und verliert Montags das Wettsägen gegen den Kerwevadder (der mit einer Kettensäge antritt). Die Kerweborsch führen ihren Nonnentanz auf und ernten Buh-Rufe als sie ihren Rücktritt verkünden.

1995 – Aus den „alten” Kerweborsch und –mädels wird das Kerweteam, das sich jetzt ausschließlich um die Bewirtung und das Programm im Zelt kümmert. Die neue Generation Kerweborsch haben jetzt wieder mehr Zeit für Traditionen und machen Rolf-Amadeus Heuer, Tanja Wicht und Marion Wicht zu Ehrenkerweborsch und –mädels. In Bademantel und mit Krückstock wird Freitags zu „Bad Orb, Bad Orb” getanzt und Samstags rocken die „Good News” zum ersten Mal im Zelt, während Sonntags der Umzug fast in einem Wolkenbruch ertrinkt.

1996 – Die Kerweborsch zeigen sich leichtbekleidet in der Raunheim Dream Men Show und müssen an der Saufmaschine schäumendes Weizenbier trinken. Der dünne Kerwebaum „Spargel” wird mit Hilfe des Kerweteams gestellt.

1997 – Das gab es noch nie! Bürgermeister Haas ist in Urlaub und schickt zum Fassanstich eine Vertretung. Stadtrat Werner Ploen gibt sein Bestes, aber der Moderator muss feststellen „Zum Bürgermeister reicht es noch nicht!”. Die Kerweborsch führen „YMCA” auf und machen ihre Stammwirtin Petra zum Ehrenkerwemädel. Nachts wird der Kerwebaum in der Mitte zersägt und die Spitze gestohlen, doch das „Kommando 23. August” des Kerweteams stellt gleich am nächsten Tag einen neuen Baum. Der Versuch, den Abend der Vereine zum „Kaleidoskop der Vereine” zu machen und ihn auf Sonntag zu verlegen, scheitert.

1998 – Der Abend der Vereine sorgt Freitags wieder für ein volles Zelt. Dafür gibt es in diesem Jahr keine Kerweborsch. Also übernimmt das Kerweteam – das noch immer aus den Kerweborsch von 1989 besteht – einen Teil der Traditionen, stellt den Baum, marschiert ins Zelt ein, führt alle alten Tänze auf, macht das Frühschoppenprogramm und belohnt sich mit der Kneipentour. Und das zum 10jährigen Jubiläum!

1999 – Es finden sich wieder Kerweborsch! Die Generation, die noch heute für Stimmung im Zelt sorgt, findet zusammen und macht Gudrun Richert-Eber zur Ehrenkerweoma und Rolf-Amadeus Heuer zum Babbawatz. Beim letzten Fassanstich von Herbert Haas fällt der Hammerkopf ab und die Bewerber um den Posten, die im Zelt kräftig Wahlkampf betreiben, können sich beim Gickelschlagen beweisen. Die Kerweborsch führen einen Tanz zu „O la Paloma blanca” auf und das Kerweteam bringt das Zelt mit „Wenn die Glocken hell erklingen” zum Toben. Eine alte Tradition wird wieder belebt: Die Kerweborsch sammeln jetzt statt Geld wieder Eier um sie als Rühreier zum Frühschoppen an die Raunemer zu verschenken.

2000 – Der erste Fassanstich von Bürgermeister Thomas Jühe klappt nicht auf Anhieb – es kommt kein Bier! Und auch die Kerweborsch haben mit dem Baumstellen Probleme: drei Anläufe brauchen sie, bis der Baum steht! Als Backstreetboys begeistern die Kerwebosch das Publikum und werden an der Saufmaschine von den Kerweteam-Mädels geschlagen. Thomas Jühe ersteigert den Hammel und will ihn zum Rasenmähen in den Parkanlagen einsetzen.

2001 – Die heißeste Kerb seit langem – kein Tag unter 30° ! Die Kerweborsch machen Volker Schalle zum Ehrenkerweborsch, zeigen sich zu „Lady Marmalade” in Strapsen und das Kerweteam gewinnt an der Saufmaschine. Traurig: Hammel Odin ist krank und muss eingeschläfert werden.

2002 – In diesem Jahr gibt es keinen Hammel mehr – ein selbst gebasteltes Maskottchen auf Rollen begleitet die Kerweborsch ab jetzt bei ihrem Umzug. Die Borsche präsentieren sich in diesem Jahr mit rot gefärbten Haaren und das grün gefärbte Kerweteam präsentiert sein Prachtstück: Die neue Cocktailbar! Und sie ist nicht das einzige Prachtstück: Der Baum kann sich in diesem Jahr wirklich sehen lassen! Bürgermeister Jühe ist zum Fassanstich nicht da und schickt ersten Stadtrat Rudi Müller auf die Bühne. Der braucht mehrere Versuche, bis das Bier läuft – es ist eben doch ein Job für den Bürgermeister.

Kategorien: AllgemeinKerb

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