Heft 2015: Eine Kerb zieht um
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In den letzten 36 Jahren haben wir die Raunemer Kerb „uff de Gass“ gefeiert – mitten auf der Hauptstraße, mitten im Ort. Doch halt! Ist das so richtig? Denn „mitten im Ort“ ist die Mainzer Straße schon lange nicht mehr. Die Raunemer Kerwegäste, die südlich der Bahngleise wohnen, sind sicher schon seit langem der Meinung, dass die Kerb doch eher am nördlichen Rand von Raunheim lag – und mussten einen weiten Weg auf sich nehmen, um mit den Bewohnern des alten Ortskerns zu feiern. Sicher sind sie den Weg gern gegangen, die Raunemer Kerb ist es schließlich wert! Doch gerade die Kerwefreunde von „iwwer de Bahn“ können sich nun freuen: Die Kerb kommt näher!
Alles nur provisorisch
Der Platz auf der Mainzer Straße war die gesamten 36 Jahre ein Provisorium. Er war nie als Festplatz ausgeschrieben! Das führte natürlich zu einigen Problemen mit den Anwohnern, die die Lärmbelästigung nicht dulden wollten, was schließlich darin gipfelte, dass die Kerb von 5 auf 4 Tage gekürzt wurde. Auch die Parkplatzsituation hat sich mit den Jahren immer weiter verschärft, so dass schließlich sogar ein Wachdienst organisiert werden musste, um die Straßen für die Anwohner und Notfallanfahrten freizuhalten. Die Boule-Spieler mussten für eine ganze Woche ihren Platz für das Zelt räumen und es gab keinerlei Strom- oder Wasseranschlüsse, so dass in jedem Jahr aufwändig Kabel und Schläuche zur Versorgung gezogen werden mussten (über die sicher jeder von uns schon einmal gestolpert ist…). Und ein ganz großes Problem war schließlich der Platz! Die nach beiden Seiten abschüssige Hauptstraße musste von den Schaustellern mit abenteuerlichen Konstruktionen ausgeglichen werden; neue, große, moderne Fahrgeschäfte konnten erst gar nicht gestellt werden. Und bei jeder Beschwerde der Anwohner, Schausteller und Veranstalter hieß es von Seiten der Stadt „Wir suchen nach einer Alternative!“
Die Alternative
Lange hat man überlegt, verschiedene Varianten ins Auge gefasst und schließlich wieder verworfen: Am Mainvorland, so wie ganz früher? Im Grünen, ohne direkte Anwohner…. Nein, geht nicht, Naturschutz geht vor. Am Stadtzentrum, so wie zwischendurch einmal? Das wäre ja wirklich mitten in der Stadt…. Nein, geht auch nicht, hier wäre es auch nur provisorisch, und hier wären gleich noch mehr Anwohner betroffen. Dann vielleicht im Neubaugebiet? Wenn man dort gleich einen Festplatz mit eingeplant hätte…. Nein, geht erst recht nicht, kein Platz und auch dort gibt es sehr viele direkte Anwohner.
Aber JETZT hat man die Gelegenheit genutzt. Jetzt gibt es mit dem Airport-Garden einen ganz neuen Stadtteil, nicht zu weit weg von der Wohnbebauung, mit nur vereinzelten direkten Anwohnern. Hier wird ein Messeplatz ausgewiesen, ein echter Festplatz! Hier gibt es die Möglichkeit, die nötigen Strom- und Wasseranschlüsse gleich fest zu installieren. Und hier gibt es viel mehr Platz!
Also heißt es für 2015: Wir feiern die Kerb am Wald!
Echt jetzt?
Echt jetzt? Das war die Reaktion der meisten jüngeren auf die Nachricht, dass die Kerb umzieht. Wohin nochmal? Am Wald? Wo soll das denn sein? Beim Ihm? Da geht doch keiner hin! Viel zu weit weg, ab vom Schuss! war die Reaktion der meisten älteren.
Doch was sich keiner so recht vorstellen konnte, nahm nach und nach Gestalt an. Während der Bauarbeiten für die neue Brücke konnte sich auch keiner so recht vorstellen, für was ausgerechnet da hinten so eine Riesen-Brücke gut sein soll. Doch allen Unkenrufen zum Trotz waren 2.000 begeisterte Raunheimer bei der Einweihung der Brücke dabei. Und nun fahren jeden Tag hunderte die kurze Strecke durch den Wald und sind viel schneller zu Hause, als wenn sie sich noch durch den ganzen Ort quälen müssten. Und dabei fahren sie praktisch am neuen Messeplatz vorbei! Die Firma Fichter hat ihr großes neues Gelände bereits eingeweiht und die ganzen neuen Straßenzüge lassen bereits erkennen, dass hier noch großes auf die Stadt zukommt. Wer bei einem Spaziergang den neuen Kerweplatz rund um den alten Ihm-Schornstein erkundet hat, konnte Zeuge werden, wie aus einer Fabrikruine mit brach liegendem Gelände ein Messeplatz wurde, der nicht nur während der Kerb zum Verweilen einlädt. Jetzt heißt es allenthalben „Joa, schick isses ja schon“. Das kann doch was werden!
Viel zu weit weg?
Wer sich mit dem Raunheimer Stadtplan beschäftigt, stellt schnell fest: So weit weg ist der neue Platz ja gar nicht! Für die Bewohner südlich der Bahn ist es deutlich näher, keine Frage. Für die Bewohner des Stadtteils an der Lache macht es von der Strecke her wohl keinen Unterschied, sie müssen allerdings die Bahn nicht mehr queren. Die Bewohner des Plauel hatten es früher sehr weit und können sich nun freuen, während es für die Anwohner des alten Ortskerns kaum einen Unterschied macht, ob sie nun vor der Haustür nach links oder rechts gehen, denn die neue Fußgängerunterführung bindet den Messeplatz hervorragend an Alt-Raunheim an. Zugegeben, deutlich weiter haben es nun die die Bewohner der Ringstraßensiedlung, doch hier wird mit einem Shuttlebus ein Service geboten, den es früher für die weiter entfernten Stadteile nicht gab. Und diesen Service können auch die seit Jahren lärmgeplagten Anwohner des alten Kerweplatzes nutzen, wenn sie nach dem Feiern nach Hause kommen und die Ruhe genießen können, während am Wald noch weitergefeiert werden kann!
Anders gut
Wir – das Raunemer Kerweteam – verlassen den alten Kerweplatz mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir kennen die Kerb nicht anders und werden den Flair und die Gewohnheiten des beengten Kerweplatzes vermissen. Doch wir sehen in dem Umzug auf einen neuen Platz auch große Chancen für die Raunemer Kerb, die Schausteller und den Zeltbetrieb. Auch wenn der Umzug viel Zeit und Arbeit in der Vorbereitung und noch viel mehr Arbeit beim Aufbau und der Umsetzung der neuen Pläne kostet, freuen wir uns auf die Kerb auf dem Messeplatz! Wir sind uns sicher, auch für die, die es nun weiter haben, wird sich der Weg lohnen! Wir werden uns wie alle anderen Raunheimer an den Platz gewöhnen, uns dort einrichten und genauso feiern wie in den Jahren davor. Denn was ist schon groß anders? Es gibt ein Zelt mit Holzboden, einen großen Biergarten, ein kleines Weindorf, Fahrgeschäfte und Kinderkarusell, Fressstände und eine Schießbude….. Ja es wird anders, doch wir glauben, dass es anders gut wird. Denn ganz egal, wo die Kerb in Raunheim ist: Sie ist und bleibt ganz sicher
UNSER!
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