Heft 1998: Angefangen hat es mit einer Schlägerei
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Doch diese Prügelei hat auch ihr Gutes, denn am Kerwedienstag 1988 beschließen sechs Freunde, allesamt um die 18 Jahre alt, „So wird das nächstes Jahr nicht mehr laufen! Wir beleben die Kerweborsch neu!”
Gesagt, getan. Die sechs trommeln ihren gesamten Freundeskreis zusammen, um der Raunheimer Kerb ein neues Gesicht zu geben, Traditionen wiederzubeleben und dafür zu sorgen, daß es auf der Raunheimer Kerb friedlicher zugeht. Die im Laufe des folgenden Jahres auf über dreißig Männer und Frauen angewachsene Truppe organisiert erfolgreich Discos, um an Geld für Kappen und Schärpen zu kommen, in denen sie sich dann 1989 zur ersten Kerb der neuen Zeitrechnung präsentieren. Mit Michael Groll als ersten Kerwevadder beleben sie alte Traditionen wieder, schmücken, stellen und bewachen den Kerwebaum, ziehen singend durch die Stadt, laafe barfuß uff de Gass erum und sorgen für Stimmung im Zelt. Der am Abend der Vereine aufgeführte Babysiter-Boogie läßt das Publikum toben! Sie lassen sich nicht davon entmutigen, daß ihr über 20 Meter langer Kerwebaum schon vor dem Stellen abbricht (seitdem liegt die Höchstgrenze der folgenden „Zahnstocher” bei 13 Metern) und ziehen 1990 – wieder unter dem stimmgewaltigen Befehl von Michael Groll – in ihr zweites Jahr. Mit dem Itzi-Bitzi-Teenie-Weenie-Honululu-Standbikini reißen sie abermals die Raunheimer von den Bänken.
Doch dann der Schock: Der Zeltwirt, der in den letzten Jahren im Festzelt für kühles Bier gesorgt hat, zieht sich aus dem Geschäft zurück. Da sich kein Ersatz finden läßt, müssen die Kerweborsch eben selbst ran an den Zapfhahn, denn „ohne das Zelt ist die Kerb tot!”. Also wird 1991 das Zelt von den Kerweborsch nicht nur gestellt, sondern auch organisiert und bewirtet. Das hat mehrere Folgen: Es gibt keinen Tanz, der Kerwebaum kann nicht mehr bewacht werden und es können auch nicht mehr alle an der Kneipentour teilnehmen. ABER es gibt auch eine positive Seite! In den Vorjahren bestand das Zeltprogramm lediglich aus dem Abend der Vereine und dem Frühschoppen, begleitet von einer Band, die von Freitag bis Dienstag jeden Abend für Musik sorgte. Ab 1991 gibt es dagegen ein richtiges Programm! Unterstützt von ca. 60 Helfern (DANKE!!) wirbeln die Kerweborsch um Kerwevadder Roberto Bruno in diesem Jahr nicht nur vor und auf Bühne und Theke, sondern auch dahinter! Das klappt sogar so gut, daß der Kerwe-Bruno seine Borsche und Mädels 1992 wieder zum tanzen auf die Bühne schicken kann. Noch Schlumpf-blau im Gesicht und an den Armen geht es aber dann sofort wieder an die Zapfhähne, hinter die Theke, an die neue Sektbar und mit dem Tablett balancierend durchs Zelt. Auch im nächsten Jahr denken die Kerweborsch noch lang nicht ans Aufhören und ziehen, noch immer mit Roberto Bruno als Vadder, in den Kampf um den Kerwedienstag, der aber schlußendlich verloren geht. So muß das immer umfang- und abwechslungsreicher gewordene Festzeltprogramm 1993 um einen Tag gekürzt werden, was aber der guten Laune keinen Abbruch tun kann. Das „Pottpüree”, bestehend aus Ballett, CanCan, Badewannentango, Bauchtanz und Männerstrip („ich brauch erstmal drei Bier!!”) krönt den Abend der Vereine, die Welkebach-Group läßt das Zelt derart aus den Nähten platzen, daß sogar kurzzeitig die Biergläser ausgehen und die Trompeter der amerikanischen Army-Bigband tanzen zusammen mit dem Publikum auf den Tischen.
Als Kerwevadder Klaus Hampl 1994 in seiner Eröffnungsrede erklärt, daß dieses Jahr das letzte der „alten” Kerweborsch werden soll, gibt es laute Pfiffe im Festzelt. Also geben die Kerweborsch noch einmal alles, führen einen Nonnentanz auf und veranstalten während des Frühschoppens einen Sägewettbewerb zwischen den beiden „führenden Persönlichkeiten” Raunheims, dem Bürgermeister und dem Kerwevadder. Natürlich gewinnt der Kerwevadder – ob ihm die Kettensäge dabei geholfen hat, bleibt ungewiß.
1995: Das Treffen der Generationen
Vor einer langen Zeit, in einer Stadt nicht so weit entfernt…
KERB 1995
TREFFEN DER GENERATIONEN
RAUNHEIM
UNENDLICHE LEERE WIR SCHREIBEN DAS JAHR 1988 DIES IST DIE GESCHICHTE RAUNHEIMER JUGENDLICHER DIE AUFGEBROCHEN SIND EINE ALTE TRADITION WIEDER ZU BELEBEN
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Die „alten” Kerweborsch werden jetzt zum Kerweteam, sind verantwortlich für die Organisation des Zeltes und kümmern sich um die Bewirtung. So hat die neue Generation der Kerweborsch unter Vadder Stefan Dusenberg Zeit, alte Traditionen wieder aufzunehmen, den Kerwebaum zu bewachen und „Voll-Zeit” für Stimmung im Zelt zu sorgen, während das Kerweteam die Sektbar zur Cocktailbar erklärt und vor das Zelt verlagert. Der Zuspruch gibt Ihnen Recht, denn die Cocktail-Shaker haben alle Hände voll zu tun. Samstags wird das Kerweteam erstmals richtig gefordert, als Gerd Rube, die Neuentdeckung aus dem wilden Süden, das Zelt bis auf den letzten Platz füllt. Alles kein Problem, denn nur hinter der Theke ist noch Platz zum Tanzen. Genau das tun die Kerweborsch auch im nächsten Jahr wieder auf der Bühne und zwar in sexy Bademänteln zu „Bad Orb, Bad Orb” und 1997 als Indianer, Cowboys, Bauarbeiter und Polizisten zu Y.M.C.A.. In diesem Jahr wird in der Nacht vom 22. auf 23. August nicht nur die Kerwebupp und der Kranz gestohlen, sondern auch der Baum in der Mitte zersägt. Der Anblick ist kaum zu ertragen und so gründet das Kerweteam das „ Kommando 23. August ” (Nein, es ist keine militante Vereinigung!), um das Elend wieder gutzumachen. Während die Kerweborsch zum Sammeln unterwegs sind, zieht das Kommando los („okay, und jetzt kommt alle mal hierher….!”) und stellt kurzerhand einen neuen Baum auf.
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